Die gesamte Lehre der Freimaurerei gliedert sich zentral in drei Grade (blaue Johannisfreimaurerei). Zusätzlich gibt es verschiedene so genannte Hochgradsysteme. Da diese jeweils eine andere Arbeitsfarbe haben, werden sie z.B. als weiße, grüne, schwarze und rote Grade bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
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Blaue Johannisfreimaurerei
Die drei Grade der blauen Freimaurerei heißen Lehrling, Geselle und Meister. Für diese Grade besteht die Logenarbeit darin, sich einer moralisch-geistigen Selbstfindung zu unterziehen, deren wichtigstes Mittel die so genannte Tempelarbeit ist. In ihrer Symbolsprache sprechen die Freimaurer vom Bau des Tempels der Humanität.
Die symbolischen, der handwerklichen Tradition entlehnten Grade versinnbildlichen dabei die inneren Entwicklungsstufen, die ein Freimaurer im Laufe seines maurerischen Lebens durchläuft. Von Grad zu Grad findet dabei eine zunehmende Initiation durch verschiedene Legenden und Symbolhandlungen statt, mit der ethische Werte erfahrbar werden. Dabei soll der Initiierte sich weiterhin vervollkommnen. Ein Freimaurer, der in diesen Graden arbeitet, wird anderen Freimaurern immer auf gleicher Ebene begegnen, eine Hierarchie besteht nicht.
Der Lehrlingsgrad beschäftigt sich zentral mit Selbsterkenntnis und geht dabei der Frage nach, wie aus dem symbolischen unvollkommenen „rauen Stein“ ein behauener Stein werden kann. Ein Freimaurer im ersten Grad lernt sich seiner Schwächen bewusst zu werden und dass er folglich der Hilfe seiner Mitmenschen bedarf. Hilfsbereit geht er im Gegenzug denjenigen zur Hand, die wiederum seine Hilfe benötigen. Wird er belehrt, so ist es seine Aufgabe, dies stets zu hinterfragen, um den Sinn dahinter zu verstehen, statt kritiklos möglicherweise falsche oder falsch verstandene Handlungsanweisungen zu übernehmen, die nachher großen Schaden anrichten könnten.
Der Gesellengrad dient der Schulung von Geduld und der Reflexion des eigenen Sozialverhaltens. Der Geselle geht dabei auf Reisen, lernt neue Dinge und Aspekte und ihre Vergänglichkeit kennen, die Erinnerungen bleiben. Er unterstützt mit seinen neu erworbenen Fähigkeiten seine Mitmenschen und so fügt sich der nun behauene Stein langsam in das gemeinsame symbolische Bauwerk der Humanität ein.
Der Meistergrad schließlich betont die eigene Vergänglichkeit und vergegenwärtigt die zuweilen schwierige, aber wichtige Aufgabe, die erworbenen Erfahrungen an diejenigen weiterzugeben, die die Arbeit fortführen sollen. Dieser Arbeit gibt der Meister Struktur, indem er seine Mitmenschen dabei unterstützt, ihren eigenen Platz im gemeinsamen Gebäude entsprechend ihrer individuellen Stärken zu finden.
Hochgrade
Die Grade 1 bis 3: Lehrling, Geselle und Meister werden „blaue“ (s. o.), die Grade darüber „rote Hochgrade“ oder Andreas-Logen genannt, die man auch als Erkenntnis- oder Vervollkommnungsstufen bezeichnet.
Stellt man beispielsweise die drei Grade der Blauen Logen den 30 weiteren, pyramidenförmig aufsattelnden Graden der Roten Logen im so genannten schottischen Ritus gegenüber, gewinnt man zuerst den Eindruck, die Grade „Lehrling – Geselle – Meister“ der Johannislogen beinhalten nur einen Teil des freimaurerischen Wissens. Die Hochgrade führen jedoch nicht darüber hinaus, sondern vertiefen die Lehren des Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrades.
Nur ein Teil der Freimaurer entscheidet sich dafür, Hochgradmaurer zu werden. Diejenigen, die Hochgrade bearbeiten, durchlaufen in der Regel sämtliche Grade, wobei der letzte Grad (z. B. General-Großinspekteur beim A.A.S.R.) i. a. der Administration vorbehalten ist, also nur dem gewählten Vorstand des entsprechenden Verbandes zuerkannt wird. Von dieser Besonderheit abgesehen, stellen auch Hochgrade keine innere Hierarchie dar und jedem wird die Gelegenheit gegeben, von Grad zu Grad symbolisch aufzusteigen. Dabei gibt es ebenfalls kein hierarchisches Verhältnis zu den blauen Graden.
Die genaue Unterteilung der Grade hängt dabei vom jeweiligen Ritus ab. In Deutschland verbreitet sind vor allem der Alte und Angenommene Schottische Ritus (A.A.S.R.), das Schwedische Lehrsystem der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland und der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln sowie der York-Ritus.
York-Ritus
„York-Ritus“, „Amerikanischer Ritus“, „Royal Arch“, „Der Orden vom Königlichen Bogen“, „Tempelritter-Orden“ — das sind ganz unterschiedliche Begriffe, die sich aber zumeist auf ein und dasselbe System von weiterführenden freimaurerischen Graden beziehen, welches vornehmlich aus Amerika nach Deutschland kam..
Für diese Rituale ist häufig die Bezeichnung „Hochgrade“ gebräuchlich, innerhalb des York-Ritus selbst aber werden sie als weiterführende Erkenntnisstufen verstanden.
Unter der Bezeichnung „York-Ritus“ wurde eine Gruppe von zum Teil sehr alten freimaurerischen Ritualen zusammengefasst, die heute vor allem auf dem amerikanischen Kontinent eine große Verbreitung erfahren haben.
Die einzelnen Grade des York-Ritus arbeiten in den drei Abteilungen des Kapitels (mit vier Kapitelgraden), des Konzils (zwei bzw. drei kryptische Grade genannte Rituale) sowie in der Komturei. Neben den Komtureien, die unter amerikanischer Konstitution wirken (aber einige auch in deutscher Sprache arbeiten), existieren die deutschsprachigen Präzeptoreien/Priorate, die die gleichen Grade (allerdings in leicht geänderter Reihenfolge) unter schottischer Charter bearbeiten.
Die drei unterschiedlichen Abteilungen des Kapitels, des Konzils sowie der Präzeptorei/Priorat bzw. Komturei sind formal voneinander unabhängig, wenngleich sie aufeinander aufbauen.
Auf nationaler Ebene sind die Kapitel und Konzile in einem Großkapitel bzw. Großkonzil zusammengefasst, die Präzeptorei/Priorat im Großpriorat von Deutschland, während die Komtureien direkt dem „Grand Encampment“ in den Vereinigten Staaten unterstellt sind.
Die Basis der maurerischen Arbeit innerhalb des York-Ritus stellen die drei symbolischen Grade, wie sie in den Johannislogen bearbeitet werden, als unverzichtbarer Bestandteil dar.
Aber die ersten drei, fundamentalen Grade der Freimaurerei, bilden nicht nur eine Voraussetzung innerhalb des York Ritus, sondern sind zugleich auch integraler Bestandteil der Arbeiten innerhalb des Systems des York Ritus.
Die innerhalb des Kapitels und des Konzils bearbeiteten Rituale sind Ergänzungen zur symbolischen Maurerei. Der York-Ritus stellt damit eine Erweiterung der Freimaurerei innerhalb der „blauen Logen“ dar, indem wichtige Informationen, vor allem im Hinblick auf den Gesellen- und den Meistergrad der Johannismaurerei, vermittelt werden.
Es gibt innerhalb des York-Ritus keinerlei Notwendigkeit oder gar einen Zwang, alle Erkenntnisstufen zu durchlaufen bzw. auch der Komturei oder der Präzeptorei/dem Priorat beizutreten. Wer sich dazu entschließt, es bei der Mitgliedschaft in Kapitel oder Konzil zu belassen, dem ist es unbenommen. Allerdings ist bei einer Mitgliedschaft in unter fünf Hochgraden der Zugang zum „Royal Order of Scotland“ verwehrt.
Die vier Kapitelgrade
„Markmeister“ – Altmeister“ — „Sehr vortrefflicher Meister“ — „Maurer vom königlichen Bogen“
Die drei kryptischen Grade
„Königlicher Meister“ — „Auserwählter Meister“ — „Höchst vortrefflicher Meister“
Schottischer Ritus (AASR)
Das Hochgradsystem des Alten Angenommenen Schottischer Ritus (AASR) beinhaltet folgende Grade (die Bezeichnungen folgen weltweit meist der Tradition der Südlichen Jurisdiktion der Vereinigten Staaten, von welcher die Bezeichnungen der Nördlichen Jurisdiktion der Vereinigten Staaten bisweilen abweichen):
- (Johannisgrade: 1° „Lehrling“ — 2° „Geselle“ — 3° „Meister“)
- Hochgrade:
- Perfektionsgrade: 4° „Geheimer Meister“ — 5° „Vollkommener Meister“ — 6° „Geheimer Sekretär“ — 7° „Vorgesetzter und Richter“ — 8° „Intendant der Gebäude — 9° „Auserwählter Meister der Neun“ — 10° „Auserwählter Meister der Fünfzehn“ — 11° „Erhabener Auserwählter Ritter“ — 12° „Großmeister-Architekt“ — 13° „Meister des Neunten Bogens“ – 14° „Großer Auserwählter und Vollkommener Maurer“
- Kapitelgrade: 15° „Ritter des Degens“ oder „…des Ostens“ — 16° „Prinz von Jerusalem“ – 17° „Ritter vom Osten und Westen“ — 18° „Ritter Rosenkreuzer“
- Philosophische oder Areopag-Grade: 19° „Groß-Pontifex“ — 20° „Großmeister aller Symbolischen Logen“ — 21° „Noachit“ oder „Preußischer Ritter“ — 22° „Ritter der Königlichen Axt“ oder „Prinz von Libanon“ — 23° „Oberster des Tabernakels“ — 24° „Prinz des Tabernakels“ – 25° „Ritter der ehernen Schlange“ – 26° „Schottischer Trinitarier“ oder „Prinz der Gnade“ — 27° „Ritter-Kommandeur des Tempels“ — 28° „Ritter der Sonne“ — 29° „Ritter des Heiligen Andreas von Schottland“ – 30° „Ritter Kadosh“ oder „…des Schwarzen und Weißen Adlers“
- Konsistorialgrade: 31° „Großinspekteur-Inquisitor“ oder „Inquisitor-Meister“ — 32° „Prinz des Königlichen Geheimnisses“
- Grad des Obersten Rates: 33° „Souveräner General-Großinspekteur“
Tatsächlich bearbeitet werden in Deutschland (wie auch in den meisten anderen Jurisdiktionen) die Grade 4° („Geheimer Meister“), 18° („Ritter vom Rosenkreuz“), 30° („Ritter Kadosch“), 32° („Prinz des Königlichen Geheimnisses“) und 33° („Souveräner General-Großinspekteur“), die anderen Grade werden nur durch „Mitteilung“ verliehen (z.B. der 5. bis 17. Grad anlässlich der Erteilung des 18. Grades). Insbesondere in den Vereinigten Staaten ist man bemüht, auch die Zwischengrade tatsächlich zu bearbeiten, wobei jene Brüder, welche den Grad schon früher durch „Mitteilung“ erteilt bekamen, eingeladen sind, der tatsächlichen Bearbeitung des Grades (welche in amerikanischen Ateliers geradezu den Charakter einer „Aufführung“ haben kann — man spricht auch davon „to stage a degree“) beizuwohnen. Der Oberste Rat, welchem nur einige Brüder des 33. Grades angehören, dient administrativen Zwecken. In vielen Ländern, gibt es seit 1929 ein sogenanntes Konkordat mit der Großloge von England. Es gibt jedoch Staaten, in welchen der AASR auch die blauen Grade 1 bis 3 bearbeitet. Dies ist beispielsweise in ganz Südamerika der Fall.
Der A.A.S.R. ist das weltweit am weitesten verbreitete Hochgradsystem der Freimaurerei. Wer sich entschließt, im Schottischen Ritus zu arbeiten, muss für Studium und Ritualarbeiten viel Zeit einplanen.
Inhalte
Die Inhalte der einzelnen Grade des A.A.S.R. lenken die Aufmerksamkeit auf gewisse Teilaspekte des freimaurerischen Gedankenguts, wie Demut, Pflichterfüllung und Nächstenliebe. Diese Werte werden durch die reiche Symbolsprache des Systems vermittelt, welche unterschiedlicher Herkunft ist, wie schon die Namen der Grade andeuten. Vor allem Ritterlichkeit spielt eine zentrale Rolle.
Wie auch in den blauen Graden wird Wert auf Zahlensymbolik gelegt. Etwa die sieben Kardinaltugenden oder die sieben Stufen des Lebens. Es soll vermittelt werden, dass man sich philosophischen Wahrheiten nur in Stufen nähern kann und, um sie erkennen zu können, alle unnützen Belastungen ablegen muss.
Der A.A.S.R. vermittelt ethische Werte, indem der Freimaurer lernt, seine Erkenntnisse aus der „profanen“ Welt mit den geistigen Inhalten des Ordens zu verbinden, um das Zusammenleben der Menschen zu verbessern und die Zukunft dahingehend zu gestalten.
Organisation
Für einzelne Länder existieren sog. Oberste Räte, welche die Ateliers in sich vereinigen. Letztere sind in 5 Abteilungen unterteilt:
- Perfektionslogen (4. bis 14. Grad)
- Kapitel (15. bis 18. Grad)
- Areopage (19. bis 30. Grad)
- Konsistorien (31. und 32. Grad, in manchen Staaten existiert für den 31. Grad auch eine eigene Abteilung, „Tribunal“ genannt)
- Oberster Rat (33. Grad)
Geschichte
Der A.A.S.R. wurde 1801 in Charleston, West Virginia (USA), gegründet. Die Legende, er wäre von Friedrich dem Großen ins Leben gerufen worden, lässt sich nicht historisch belegen. 1804 wurde der erste europäische Oberste Rat durch Graf de Grasse-Tilly (Oberster Rat von Frankreich) eingesetzt. In Deutschland, bzw. der damaligen Weimarer Republik wurde der A.A.S.R. durch das Atelier „Labor“ des Obersten Rates von Österreich im Jahre 1930 gestiftet.
Siehe auch
- Memphis-Misraim-Ritus
- Swedenborg-Ritus
- Strikte Observanz